Tipps von der Expertin

-> Aus einem Orginalartikel PR Online vom 10 Juli 2018 

„Versuchen Sie nicht, selbst ein Wespennest zu entfernen“

Düsseldorf In Herne ist ein Kleingärtner durch Wespenstiche gestorben. Ein solcher Fall ist zwar selten. Trotzdem warnen Schädlingsbekämpfer besonders Allergiker davor, einem Nest zu nahe zu kommen und es auf eigene Faust zu entfernen.

Jetzt beginnt wieder die Zeit, in der Bärbel Holl lieber darauf verzichtet, im Freien ein Stück Kuchen zu essen – wegen der Wespen. „Für mich kann schon ein Stich lebensgefährlich sein.“ Sie ist allergisch gegen das Insektengift. Dass ihr Verhalten nicht übertrieben ist, zeigt ein Fall aus Herne: Dort hatte ein Kleingärtner am vergangenen Freitag die Hecke stutzen wollen. Dabei schnitt er in ein Wespennest, das er wahrscheinlich übersehen hatte, berichtet die Polizei. Der Mann sei von den Insekten angegriffen und mehrmals gestochen worden. Er sei noch vor Ort gestorben. Die Polizei schließt einen allergischen Schock nicht aus.

Fälle wie diesen kennt Holl aus ihrem Berufsalltag. Sie arbeitet seit fast 30 Jahren als Schädlingsbekämpferin in Wuppertal. Jeden Tag rufen Menschen bei ihr an, weil sie ein Wespennest entdeckt haben: in der Hauswand, im Rolladenkasten, in der Dachgaube, im Garten, in der Garage, im Kindergarten, im Schwimmbad oder in der Firma. Oft fällt das Nest auf, bevor jemand gestochen wird. Manchmal nicht. Holl berichtet von einem Mann, der den Rasen mähte und über ein Nest im Boden fuhr, das er übersehen hatte. Die Insekten fühlten sich angegriffen und stachen zu. Der Mann musste mehrere Tage im Krankenhaus behandelt werden und habe es überlebt. „Todesfälle sind zum Glück sehr selten.“

Aber woran ist ein Nest zu erkennen, wenn es nicht gut sichtbar an einer Hauswand hängt? „An einer Situation wie am Düsseldorfer Flughafen“, sagt Holl. „Sie sehen ein permanentes Starten und Landen.“ Zum Beispiel vor einer Hecke. Es kann aber auch vor einer Hauswand sein, in der nur ein kleines Loch ist. „Jedes Loch, hinter dem ein Hohlraum ist, eignet sich für ein Nest.“ Und dann? Betroffene können sich an einen Schädlingsbekämpfer vor Ort wenden, sie können aber auch Naturschutzverbände oder die Behörden vor Ort um Rat fragen. „Versuchen Sie aber nicht, ein Wespennest selbst zu entfernen“, warnt Holl, die auch Vorsitzende des Vereins für ökologische Schädlingsbekämpfung ist.

Schädlingsbekämpfer im Schutzanzug

Immer wieder höre sie trotzdem von Menschen, die glaubten, die Situation im Griff zu haben, weil sie angeblich nur ein Dutzend der Insekten gesehen hätten – ein Irrtum: „Vielen Menschen fehlt einfach das biologische Wissen“, sagt Holl. „In einem Nest sind mehrere Hundert Wespen.“ Und sie würden angreifen, wenn sie sich bedroht fühlten. „Dann können Sie nur noch schauen, dass Sie schnell wegkommen.“

Gelegentlich höre sie auch, dass jemand schon einmal ein Nest entfernt habe, ohne dass ihm etwas passiert sei. „Vielleicht im April oder Mai, wenn es noch nicht so groß ist.“ Aber im Juli und August wachse ein Nest und mit ihm die Population. Auch erlebe sie es regelmäßig, dass Betroffene das Loch in einer Hauswand mit Mörtel zuschmierten und glaubten, dadurch sei das Problem gelöst. Aber die Wespen könnten sich hindurch arbeiten, auch durch Montageschaum oder ähnliche Materialien.
„Vor allem möchte ich davor warnen, ein Nest mit irgendeinem Spray zu bearbeiten“, sagt die Schädlingsbekämpferin. „Sie spielen mit Ihrem Leben.“ Sie selbst gehe kein Risiko ein: Ihre Mitarbeiter müssten einen dicken Schutzanzug tragen, wenn sie ein Nest entfernen. Pro Jahr seien es zwischen zwischen 500 und 1000. Viel mehr ließen sie aber hängen. Denn grundsätzlich stehen Wespennester unter Naturschutz. Theoretisch kann in NRW sogar ein Bußgeld fällig werden, wenn eine Wespe grundlos getötet wird. „Wir dürfen ein Nest nur abtöten, wenn von ihm eine Gefahr ausgeht.“ Sonst werden die Wespen in Ruhe gelassen. Sie empfehle dann zum Beispiel Fliegengitter in den Fenstern, damit die Insekten nicht ins Haus kommen könnten, sagt Holl. „Mit vielen Nestern können Sie wunderbar leben.“